TB und COVID-19
Die weltweite Tuberkulose (TB)-Situation sollte gerade während der Coronaviruspandemie nicht in Vergessenheit geraten. Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass die Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie durch Verzögerungen bei der Fallfindung und Einschränkungen in der medizinischen Versorgung weltweit zu zusätzlicher TB-Mortalität führen wird [1]. Durch eine verspätete Diagnose kann die TB-Erkrankung zum Behandlungsbeginn weiter fortgeschritten und somit prognostisch ungünstiger sein [2]. Immunologische Ursachen für die ungünstige gegenseitige Beeinflussung von TB und COVID-19 werden diskutiert [3]. In Studien wurde eine 2-3-fach erhöhte Mortalität durch COVID-19 bei Tuberkulosepatienten beobachtet [1]. Ob diese Daten, die zum überwiegenden Teil aus TB-Hochprävalenzländern stammen, auch für Patienten gelten, die im deutschen Gesundheitssystem behandelt werden, bleibt vorerst unklar.
Vortrag beim 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
Stellungnahmen und Artikel
- DZK Stellungnahme zu Tuberkulose und COVID–19
- WHO: Kompendium der TB/COVID-19-Studien
- Risikoabschätzung bei Patienten mit chronischen Atemwegs-und Lungenerkrankungen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie*
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) mit Unterstützung des Bundesverbands der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner e.V. (BdP)
Tuberkulose und Impfung gegen SARS CoV-2
Sollten Tuberkulosepatientinnen und -patienten eine Impfung gegen SARS-CoV-2 erhalten? Ist dies auch unter Tuberkulose-Therapie möglich?
Nach derzeitigem Wissenstand und auf Basis der Fachinformationen der bisher in der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffe (Stand 15.04.2021) besteht aufgrund des Vorliegens einer Tuberkulose grundsätzlich keine Kontraindikation gegen eine Impfung. Auch für Menschen unter präventiver Therapie bei latenter Infektion mit dem Tuberkulosebakterium (LTBI) sowie für Menschen mit einer abgeschlossenen Tuberkulosebehandlung wird die Impfung als sicher und wirksam angesehen. Bestehen allerdings akute Beschwerden aufgrund der Tuberkulose (z.B. hohes Fieber) oder starke Nebenwirkungen der Tuberkulosemedikation, sollte ggf. nach ärztlicher Rücksprache, eine Verschiebung des Impftermins erwogen werden, um besser zwischen Erkrankungssymptomen, Nebenwirkungen der Tuberkulosetherapie und möglichen Impfreaktionen unterscheiden zu können.
Die Einordnung der Impfreihenfolge erfolgt nach der Priorisierungsliste der Bundesregierung.
Da Tuberkulose sehr unterschiedlich verlaufen kann, sollte die Einordnung in die Priorisierungsliste durch die behandelnden Ärzte und Ärztinnen individuell, unter Berücksichtigung der Schwere und Ausdehnung der Erkrankung oder möglicher Folgeschädigungen der Lunge, erfolgen.
Weitere umfangreiche Informationen zu COVID-19 und Impfen finden Sie auf den Seiten des Robert Koch-Instituts.
Referenzen:
- McQuaid, C.F., et al., The impact of COVID-19 on TB: a review of the data. Int J Tuberc Lung Dis, 2021. 25(6): p. 436-446.
- Di Gennaro, F., et al., Increase in Tuberculosis Diagnostic Delay during First Wave of the COVID-19 Pandemic: Data from an Italian Infectious Disease Referral Hospital. Antibiotics (Basel), 2021. 10(3).
- Riou, C., et al., Relationship of SARS-CoV-2-specific CD4 response to COVID-19 severity and impact of HIV-1 and tuberculosis coinfection. J Clin Invest, 2021. 131(12).