Tuberkulose-Screening bei geflüchteten Kindern aus der Ukraine – Ergebnisse aus Deutschland

21.5.2025

Diese Zusammenfassung gibt einen Überblick über die Publikation von Häcker B et al, die im Mai 2025 im International Journal of TB and Lung Disease (IJTLD) erschienen ist, und eine Auswertung einer Umfrage zum Tuberkulosescreening 2022 bei geflüchteten Kindern aus der Ukraine vorstellt.

Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022sind über eine Million Menschen nach Deutschland geflüchtet – etwa ein Dritteldavon sind Kinder, meist im Grundschulalter.

Obwohl die ECDC und die WHO Euro kein generelles TB-Screening für Geflüchtete aus der Ukraine empfehlen, ist eine Untersuchung in Deutschland für Personen mit Unterbringung in einer Gemeinschaftseinrichtung verpflichtend. Während Erwachsene in der Regel mittels Röntgen untersuchtwerden, gelten für Kinder andere Vorgaben, da eine Strahlenbelastung möglichst vermieden werden soll. Aus diesem Grund empfiehlt das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) gemeinsam mit der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) in einer gemeinsamen Stellungnahme, Kinder mit Symptomen, Risikofaktoren oder ein bekannter Kontakt zu TB-Fällen auf eine TB zu untersuchen. Ein flächendeckendes Screening aller ukrainischen Kinder wird hingegen nicht empfohlen.

Um einen Überblick über die praktischen Umsetzungen des Screenings zu gewinnen, wurden über den Arbeitskreis Tuberkulose des BVÖGD bundesweit Gesundheitsämter nach ihren Erfahrungen befragt. 36 Gesundheitsämter aus neun Bundesländern übermittelten Daten zu insgesamt 3.462 Kindern, die zwischen März und November 2022 auf Tuberkulose untersucht wurden.

Bei den unter fünfjährigen wurden719 Kinder entweder durch eine symptomorientierte Befragung (n=256), IGRA (n=156) oder THT (n=866)untersucht. 17 Kinder dieser Altersgruppe wiesen ein positives Testergebnis(Symptome: 4, IGRA: 7, THT (>10mm): 6) auf, ein Kind erhielt die Diagnoseeiner aktiven Tuberkulose. In der Altersgruppe von sechs bis 15 Jahren wurden 2.743Kinder untersucht, es waren 99 Testergebnisse auffällig (4/464Symptomscreening, 88/1.720 IGRA, 7/559 THT), davon drei Kinder mit bestätigter Tuberkulose. Damit lag die Fallfindungsrate in beiden Altersgruppen zusammenbei rund 116/100.000 Kindern, ein Wert der sich so weder in den ukrainischen wie auch den deutschen Meldedaten nicht widerspiegelt. Wir gehen davon aus, dass durch Untersuchung vor Unterbringung in eine Gemeinschaftsreinrichtung bereits eine Selektion stattgefunden hat und besonders Risikogruppen wie Kinderaus Waisenhäusern oder anderen benachteiligten Gruppen untersucht wurden.

Die Untersuchung zeigte zudem, dass IGRA und THT >10mmähnliche Erkennungsraten aufwiesen – auch bei Kindern mit hoher Wahrscheinlichkeit einer BCG-Impfung.

Ein zielgerichtetes Screening kann ein wichtiges Instrument zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung einer Tuberkulose sein – besonders bei Kindern aus Risikogruppen.

Die Ergebnisse unterstreichen aber besonders die Notwendigkeit einer besseren Datenerfassung und Auswertung der TB-Screening-Maßnahmen. Nur dadurch kann langfristig entschieden werden, wie Screening-Strategien in Deutschland weiterentwickelt und an aktuelle Situationen angepasst werden sollten.

Autor:innen: B. Häcker, F. Brinkmann, L. Staroske, R.Otto-Knapp, C. Breuer, M. Priwitzer, T. Bauer
Kontakt: bhaecker@dzk-tuberkulose.de

 

 [BH1]Häcker B, BrinkmannF, Staroske L, Otto-Knapp R, Breuer C, Priwitzer M, Bauer T. TB screening ofchildren from Ukraine in Germany. Int J Tuberc Lung Dis. 2025 May25;29(5):234-236. doi: 10.5588/ijtld.24.0400. PMID: 40281672.

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