Erweiterte Resistenztestung im Schnellverfahren
In einer in der Zeitschrift Lancet veröffentlichten klinischen Studie wurde der neue automatisierte Schnelltest Xpert MTB/XDR® der Firma Cepheid an direkten Sputum-Proben evaluiert [1]. In der groß angelegten Untersuchung wurde der neue Test bei 611 Proben von Patientinnen und Patienten aus Hochprävalenzländern mit dem Referenzstandard verglichen. Der Vergleichsstandard setzte sich in dieser methodisch aufwändigen Arbeit aus der phänotypischen Resistenztestung (MGIT) und der Gesamtgenom-Sequenzierung zusammen. Bei sehr guter Spezifität (98-100%) zeigte der Xpert MTB/XDR eine Sensitivität von 94% für Isoniazid, 94% für Fluoroquinolone, 54% für Ethionamid*, 73% für Amikacin, 86% für Kanamycin und 61% für Capreomycin. In der Validierung zeigte sich eine sehr gute Übereinstimmung mit den bereits verfügbaren sogenannten Line Probe Tests MTBDRplus ® und MTBDRsl ® der Firma GenoType.
Wir sprachen mit PD Dr. Claudia Denkinger, die an der Studie beteiligt war. Sie hat das Tuberkulose-Programm der Foundation for Innovative New Diagnostics (FIND) geleitet und ist seit vielen Jahren als Diagnostik-Expertin für die WHO tätig. Sie bewertet den Xpert MTB/XDR® als eine wichtige Weiterentwicklung in der Tuberkulose-Diagnostik, da der neue Test wichtige Informationen zusätzlich zur üblichen schnellen Resistenztestung gegen Rifampicin liefern kann. Frau Denkinger betont, „Gerade mit der zunehmenden Bedeutung der Fluorochinolone in Therapiekombinationen der ersten und zweiten Wahl, ermöglicht der neue Test eine zeitnahe Umsetzung der Resistenztestung.“ Und er wird daher von der WHO empfohlen.
Allerdings werden mit dem Xpert MTB/XDR® auch Medikamente wie Aminoglykoside und Capromycin untersucht. Aus dieser Gruppe sollte nur noch Amikacin in ausgewählten Situationen und unter strenger Beobachtung der unerwünschten Arzneimittelwirkungen verwendet werden [2]. Für Kanamycin und Capreomycin gibt es international und in Deutschland keine Empfehlung mehr, während Amikacin und das ebenfalls im Test enthaltene Ethionamid* in die Gruppe C der Medikamente zur Behandlung der multiresistenten Tuberkulose herabgestuft wurden [3].
* In Deutschland wird Protionamid verwendet
Literatur
- Penn-Nicholson A, Georghiou SB, Ciobanu N et al. Detection of isoniazid, fluoroquinolone, ethionamide, amikacin, kanamycin, and capreomycin resistance by the Xpert MTB/XDR assay: a cross-sectional multicentre diagnostic accuracy study. Lancet Infect Dis 2021, DOI: 10.1016/s1473-3099(21)00452-7
- Maurer FP, Bauer T, Diel R et al. Gemeinsame Stellungnahme zur neuen Empfehlung der WHO zur Behandlung der multiresistenten und Rifampicin-resistenten Tuberkulose. Pneumologie 2019; 73: 270-273
- World Health Organization. WHO operational handbook on tuberculosis. Module 4: treatment – drug-resistant tuberculosis treatment. Geneva: World Health Organization; 2020. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.