Was ist Tuberkulose?

Die Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die durch Tuberkulosebakterien hervorgerufen wird (medizinischer Name: Mycobacterium tuberculosis).

Die Ansteckung mit Tuberkulosebakterien erfolgt heute praktisch nur noch über die Atemwege von Mensch zu Mensch. Die an ansteckungsfähiger Tuberkulose erkrankte Person gibt beim lauten Sprechen, Singen, Niesen oder Husten bakterienhaltige Tröpfchen in die Umgebungsluft ab. Diese können von einem anderen Menschen eingeatmet werden.

Dabei ist die Ansteckungsgefahr umso größer, je mehr Bakterien der Erkrankte im Auswurf hat. Eine Ansteckung durch Ausscheidungen von Tuberkulosebakterien aus anderen Organen (z.B. Urin oder Stuhl) ist wegen der geringen Bakterienzahl sehr selten.

Wenn die Tuberkuloseerreger eingeatmet werden, rufen sie in der Lunge eine Entzündungsreaktion hervor. Der menschliche Körper versucht die eingedrungenen Bakterien mit Hilfe seiner Abwehrkräfte (= Immunsystem) zu kontrollieren.

Sofern das Immunsystem gut funktioniert, werden die Bakterien dabei abgekapselt. Etwa 3 Monate nach der Infektion kann dieser Kontakt mit dem Immunsystem durch spezielle Haut- und Bluttests nachgewiesen werden. Ob es nach einem Tuberkulosekontakt zu einer Ansteckung kommt, hängt davon ab, wie gut es unseren Abwehrwehrkräften gelingt, die eingedrungenen Bakterien zu bekämpfen.

Etwa 90% der Menschen bleiben gesund, obwohl sie sich angesteckt haben.

Wer erkrankt an Tuberkulose?

Nur etwa 10 % der Personen, die sich mit Tuberkulosebakterien angesteckt haben, erkranken im Verlauf der nächsten Wochen, Monate oder Jahrzehnte an einer behandlungsbedürftigen Tuberkulose.

Menschen, deren Abwehrkräfte geschwächt sind, haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, da ihr Immunsystem noch unreif ist, und durch chronische Erkrankungen oder Medikamente abwehrgeschwächte Menschen.

Was passiert bei einer Erkrankung?

Die eingedrungenen Bakterien bilden in der Lunge einen tuberkulösen Herd, der oft im Röntgenbild zu sehen ist. Wenn dieser Herd zerfällt, kann er Anschluss an die Luftwege bekommen. Die Bakterien können dann beim Husten in die Außenluft gelangen. Nur in diesem Fall spricht man von ansteckungsfähiger Tuberkulose. Die Tuberkulose kann auch Entzündungsherde in anderen Organen bilden. Lymphknoten, Rippenfell, Nieren, Knochen, Hirnhaut oder Bauchorgane können betroffen sein.

Krankheitszeichen

Häufig beginnt die Erkrankung mit wenigen harmlos scheinenden Beschwerden, wie:

  • Husten, manchmal mit Blutbeimengungen
  • Gewichtsabnahme
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit
  • leichtes Fieber
  • Nachtschweiß

Nicht alle Tuberkulosekranken fühlen sich schwer krank. Wenn Husten länger als erwartet anhält und von weiteren der oben genannten Beschwerden begleitet wird, sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen. Vor allem wenn Sie Kontakt zu einem an ansteckungsfähiger Lungentuberkulose Erkrankten hatten, ist es wichtig, noch Jahre später an die Tuberkulose zu denken. Grundsätzlich ist es allerdings jedem möglich, sich ohne sein Wissen mit der Tuberkulose anzustecken.

Untersuchung von Kontaktpersonen

Eine behandlungsbedürftige Tuberkulose ist nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Sollte es sich um eine ansteckungsfähige Erkrankung handeln, erfragt das Gesundheitsamt nach der Meldung die Personen, mit denen der/die Erkrankte intensiven Kontakt über einen längeren Zeitraum hatte. Diese Personen fordert das Gesundheitsamt auf, sich untersuchen zu lassen (Umgebungsuntersuchung).

Kontakt, Infektion oder Erkrankung?

Welche Untersuchungsmöglichkeiten gibt es, um festzustellen, ob Sie sich mit Tuberkulosebakterien angesteckt haben oder an einer Tuberkulose erkrankt sind?

Infektion

Um festzustellen, ob jemand mit Tuberkulose-bakterien Kontakt hatte oder sich angesteckt hat, stehen zwei Testverfahren zur Verfügung.

Tuberkulin-Hauttest (THT)

Beim Tuberkulin-Hauttest wird Tuberkulin in die Haut des Unterarms gespritzt. Wenn nach 3-7 Tagen an der Test-Stelle eine tastbare Verhärtung auftritt, wird der Test als positiv gewertet. Der Test muss unbedingt von erfahrenem Fachpersonal abgelesen werden.

IGRA-Test (Interferon-Gamma Release Assay)

Ein neueres Testverfahren ist der IGRA, der aus einer Blutprobe bestimmt wird. Überschreitet der im Labor bestimmte Wert einen Grenzwert, wird er als positiv gewertet. Der Test hat gegenüber dem Hauttest den Vorteil, dass er nicht von einer Tuberkuloseimpfung beeinflusst wird und dass kein zweiter Termin zur Ablesung notwendig ist.

Sollte eines der beiden Testverfahren ein positives Ergebnis zeigen, heißt es aber noch nicht, dass eine Erkrankung vorliegt oder der Patient gar ansteckend wäre. Eine behandlungsbedürftige Tuberkulose sollte jedoch in diesem Fall sorgfältig mit weiteren Untersuchungen ausgeschlossen werden.

Erkrankung

Um nach einem positiven THT- oder IGRA-Ergebnis eine behandlungsbedürftige Tuberkuloseerkrankung auszuschließen, sollte vor allem die Lunge untersucht werden, weil eine Lungentuberkulose ansteckend sein kann. In vielen Situationen, z.B. bei verdächtigen Beschwerden, kann es notwendig sein, die Lunge auch ohne Vorliegen eines positiven THT- oder IGRA-Ergebnisses zu untersuchen.

Röntgenaufnahme der Lunge

80% aller Tuberkuloseerkrankungen betreffen in Deutschland die Lunge. Auf einer Röntgenaufnahme können oft verdächtige Veränderungen zu sehen sein, die auf eine Tuberkulose hinweisen. Trotz höherer Strahlenbelastung kann u.U. auch eine Computertomografie erforderlich sein.

Mikrobiologische Laboruntersuchungen

Da viele andere Erkrankungen der Tuberkulose ähnlich sehen, muss versucht werden, die Tuberkulosebakterien aus den Sekreten der Atemwege nachzuweisen.

Die Tuberkulosebakterien werden zunächst im Auswurf des Patienten gesucht. Sind zahlreiche Bakterien dort vorhanden, können diese im Labor angefärbt werden und sind dann direkt unter dem Mikroskop zu sehen. Außerdem wird versucht, die Tuberkulosebakterien im Brutschrank in einer sogenannten Kultur zu vermehren. Es ist möglich, dass unter dem Mikroskop keine Bakterien zu sehen sind, diese aber nach mehreren Wochen im Brutschrank wachsen. In beiden Fällen wird von ansteckungsfähiger Tuberkulose gesprochen. Eine kulturell nachgewiesene Tuberkulose ist jedoch weniger ansteckend als eine mikroskopisch nachgewiesene.

Lungenspiegelung (= Bronchoskopie)

Sollte der Nachweis von Tuberkulosebakterien im Labor nicht gelingen, obwohl aufgrund der Röntgenaufnahme oder anderer Umstände eine behandlungsbedürftige Tuberkulose vermutet wird, kann eine Lungenspiegelung erforderlich sein.

Lassen sich auch aus den bei der Lungenspiegelung entnommenen Sekreten der Atemwege keine Tuberkulosebakterien nachweisen, kann es sich um eine nicht ansteckungsfähige Tuberkulose handeln, die auch behandlungsbedürftig ist. Ebenso ist eine Tuberkuloseerkrankung außerhalb der Lunge möglich. Daher sollten Sie gegenüber Ihrem Arzt auch Beschwerden erwähnen, die nicht die Lunge betreffen.

Sollte nach einem positiven THT oder IGRA eine behandlungsbedürftige Tuberkulose mit Sicherheit ausgeschlossen worden sein, ist unter Umständen trotzdem eine sogenannte präventive Therapie notwendig. Ob das der Fall ist, hängt davon ab, wie hoch das Risiko für die Kontaktperson ist, eine Tuberkulose zu entwickeln. Bei Kindern und Immungeschwächten ist das Risiko besonders hoch, so dass bei ausreichendem Kontakt zu einer Person mit ansteckungsfähiger Tuberkulose auch ohne positiven THT oder IGRA eine sogenannte prophylaktische Behandlung durchgeführt werden sollte. Die Entscheidung zu einer präventiven oder prophylaktischen Therapie ist von vielen Faktoren abhängig und sollte immer von ihrem Tuberkulosearzt oder vom Gesundheitsamt getroffen werden.

Ziel der Therapie einer Tuberkulose ist die Abtötung aller Tuberkulosebakterien, damit die Krankheit ausheilen kann. Die Behandlung dauert in der Regel 6 Monate. Für die ersten 2 Monate wird eine Kombination aus mindestens 4 Medikamenten verabreicht. Von diesen werden nur 2 über die gesamten 6 Monate eingenommen. Selbst wenn sich der Patient kurze Zeit nach Therapiebeginn bereits viel besser fühlt oder keine Bakterien mehr ausscheidet, ist es unbedingt erforderlich, die Medikamente konsequent, täglich und bis zum Ende der Therapie einzunehmen! Eine zu kurze oder nicht regelmäßig eingenommene Therapie kann zu einem Rückfall führen, der oft schwerer zu behandeln ist.

Ein Problem, das ebenfalls durch zu kurze oder unregelmäßig eingenommene Therapie entstehen kann, ist die Resistenz gegen eines oder mehrere Medikamente, mit denen die Tuberkulose dann nicht mehr behandelt werden kann. Wenn Resistenzen gegen die beiden wichtigsten Medikamente der Tuberkulosetherapie nachgewiesen werden (Multiresistenz=MDR), muss die Tuberkulose über eine längere Zeit (20 Monate) und mit einer größeren Anzahl an Medikamenten behandelt werden. Die Ausheilung der MDR-Tuberkulose ist in diesem Fall nicht mehr in allen Fällen möglich. Die Entstehung von Resistenzen muss daher unbedingt vermieden werden.

Die Tuberkulose ohne Resistenzen ist eine gut behandelbare und heilbare Erkrankung. Voraussetzung für die Heilung ist, dass die Tuberkulose rechtzeitig diagnostiziert wird und dass die Medikamente regelmäßig und ausreichend lange eingenommen werden.