Chemoprophylaxe und Chemoprävention – Empfehlungen für Kinder
Immer wieder werden Anfragen zur Indikation einer Chemoprophylaxe und Chemoprävention im Kindesalter gestellt, weswegen wir die Thematik noch einmal gesondert aufgreifen möchten. Es gibt einige Unterschiede zu den Empfehlungen zur Chemoprävention im Erwachsenenalter, die bei der Beratung der betroffenen Kinder und Familien mit einzubeziehen sind.
Kinder, insbesondere Säuglinge weisen ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko im Vergleich zu Erwachsenen auf. Auch erkranken Säuglinge und junge Kinder häufiger an disseminierten und komplizierten Tuberkulosen, wie beispielsweise die tuberkulöse Meningitis. Ziel der Empfehlungen für die Chemoprophylaxe und Chemoprävention ist es, eine Infektion und eine Erkrankung mit Tuberkulose zu verhindern.
Kinder, die einen infektionsrelevanten Kontakt zu einer Person mit einer ansteckenden Lungentuberkulose hatten, sollten rasch ärztlich untersucht werden.
Die Leitlinie „Tuberkulose im Kindes-und Jugendalter“ empfiehlt als bevorzugtes Testverfahren für Kinder unter 5 Jahren den THT oder auch eine Kombination aus THT und IGRA bei besonders gefährdeten Kindern (Alter <2 Jahre, Vorliegen eines Immundefektes, Kontakt zu einer resistenten Tuberkulose). Bei Kindern über 5 Jahren werden beide Testverfahren als gleichwertig betrachtet. Ist der Test positiv, soll eine Tuberkuloseerkrankung ausgeschlossen werden. Ist dies erfolgt, sollen alle Kinder mit einer latenten tuberkulösen Infektion eine Chemoprävention mit Isoniazid (INH) + Rifampicin (RMP) für 3 Monate oder alternativ IHN für 9 Monate erhalten. Die Empfehlung begründet sich im erhöhten Erkrankungsrisikos von infizierten Kindern, dem im Vergleich zu Erwachsenen geringeren Risikos für medikamenten-assoziierte Toxizitäten und dem durch frühzeitige Erregereliminierung zu erwartenden langfristigen Nutzen (Prävention der Krankheitsentstehung). Zu beachten ist, dass die Dosierungen für Kinder sich von denen der Erwachsenen unterscheiden. INH wird mit 10mg/kgKG/d (maximal 300 mg/d) ggf. mit Pyridoxin 1-2 mg/kgKG) und RMP mit 15mg/kgKG/d (maximal 600 mg/d) berechnet.
Kinder sollten zwei Mal getestet werden: direkt bei der Erstvorstellung und 8 Wochen nach dem letzten infektionsrelevanten Kontakt. Bei einem negativen ersten Testergebnis wird bei Kindern <5 Jahren immer eine Chemoprophylaxe mit INH empfohlen, wenn von einem sensiblen Erreger ausgegangen werden kann. Ist der zweite Test 8 Wochen nach dem letzten Kontakt erneut negativ, kann diese nach Abwägung des Infektionsrisikos beendet werden. Hat eine Testkonversion stattgefunden, d. h. der Test ist nun positiv, dann ist von einer Ansteckung auszugehen und es sollte eine Chemoprävention erfolgen.
Sollten Sie weitere Fragen zu diesem Thema haben beraten wir Sie gern. Nähere Informationen finden Sie auch in der Leitlinie zur Tuberkulose im Kindes- und Jugendalter und in den Empfehlungen für die Umgebungsuntersuchungen bei Tuberkulose.